Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse (SWOT-Analyse)

Die SWOT-Analyse als Methodik zur Erfassung und Bewertung des räumlichen Ist-Zustands

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In der räumlichen Planung wird die SWOT-Analyse (engl.: Strengths [Stärken], Weaknesses [Schwächen], Opportunities [Chancen] und Threats [Risiken]) als Instrument zur Erfassung, Einordnung und Bewertung des Ist-Zustands eines Bezugsraums genutzt. Für die Bewertung der vier SWOT-Felder werden Fragestellungen oder Profile vorgegeben. Bei der Erfassung von Stärken und Schwächen wird eine auf den Bezugsraum gerichtete Beurteilungsperspektive eingenommen und durch das Einbeziehen von Chancen und Risiken um externe Einflussfaktoren ergänzt.

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Schematische Darstellung der SWOT-Analysesystematik  © Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr

 

Anschließend können die Stärken und Schwächen bzw. Chancen und Risiken paarweise verglichen und untereinander kombiniert werden:

  • Stärken + Chancen: Stärken nutzen, um Chancen zu ergreifen
  • Schwächen + Chancen: Schwächen ausbessern, um Chancen zu nutzen
  • Stärken + Risiken: Stärken nutzen, um Risiken zu verringern
  • Schwächen + Risiken: Schwächen abbauen, um Risiken zu entgehen
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Aus den Ergebnissen der SWOT-Analyse lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten, die die Komplexität des Ist-Zustands eines Bezugsraums auf zentrale Kernaussagen herunterbrechen. So wird der Schritt in die Leitbild- und Zielentwicklung erleichtert und vorstrukturiert. Der Mehrwert einer SWOT-Analyse hängt maßgeblich von der Datengrundlage und der Beurteilungsperspektive der Bewertenden ab. Daher bietet sich für diese Methodik die Durchführung eines Workshops mit dem Planungsteam und weiteren relevanten Akteuren an.

Hinweis Ausgangssituation Neubauquartier:

Die Bewertung des Ist-Zustands ist für Neubauquartiere nur bedingt aufschlussreich und kann daher verkürzt werden. Angesichts noch fehlender baulicher bzw. sozial-räumlicher Strukturen und Angebote vor Ort sind vorwiegend externe Einflussfaktoren, also Chancen und Risiken der Quartiersentwicklung in den Blick zu nehmen. Die Betrachtung der externen Einflussfaktoren, d. h. der Chancen und Risiken, kann den darauffolgenden Prozessschritt der Leitbild- und Zielentwicklung sinnvoll vorbereiten.

 

Hinweis Ausgangssituation interkommunaler Zusammenschluss:

Die SWOT-Analyse ist für interkommunale Zusammenschlüsse so zu gestalten, dass sowohl der gesamte Raum als auch die jeweiligen Gemeinden bzw. Teilregionen mit ihren spezifischen Potenzialen und Herausforderungen Berücksichtigung finden. Dabei stellen die teilweise sehr unterschiedlichen räumlich-strukturellen Voraussetzungen eine Herausforderung für die Nutzung der Methodik dar. Es kann deshalb sinnvoll sein, die SWOT-Analyse räumlich zu unterteilen, d. h. den Gesamtraum und seine Teilräume gesondert zu erfassen und zu bewerten.


Prozessschritte der SWOT-Analyse

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Die SWOT-Analyse setzt sich aus der Bewertung der einzelnen Handlungsfelder des vorangegangenen Prozessschritts und der integrierten Bewertung aller Handlungsfelder mit Fokus auf Digitalisierung zusammen.

SWOT-Analyse der Handlungsfelder

Die SWOT-Analyse wird in einem ersten Schritt für jedes Handlungsfeld durchgeführt

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Die SWOT-Analyse sollte zunächst für jedes Handlungsfeld durchgeführt werden. Dabei wird die Digitalisierung als eigenständiges, gleichberechtigtes Handlungsfeld in der SWOT-Analyse behandelt, um losgelöst von deren Implikation für andere Handlungsfelder den Digitalisierungsstand im Bezugsraum abzufragen. In diesem Rahmen sollten die Verfügbarkeit von Daten (z. B. Geo- oder Umweltinformationen sowie sensorbasierte Daten) überprüft sowie deren Nutzung und Verarbeitung untersucht werden. Weiterhin können bestehende digitale Informations- und Verwaltungsdienstleistungen, digitale Kompetenzen im Rathaus, IT- oder Breitbandinfrastrukturen und Datenschutzbelange in die Analyse einbezogen werden. Liegt ein aktuelles integriertes digital-städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) oder ein integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) vor, kann die Betrachtung verkürzt mit Fokus auf Digitalisierung erfolgen und auf Aktualisierungen beschränkt werden. Kann das IDEK auf eine kommunale Digitalisierungsstrategie aufbauen, sollten die Konzepte aufeinander bezogen werden. Existiert noch kein (aktuelles) räumliches Entwicklungskonzept, sollte das räumliche und das digitale Handlungsfeld gleichermaßen in den Fokus der Analyse genommen werden.

Integrierte SWOT-Analyse mit Fokus auf Digitalisierung

Die integrierte SWOT-Analyse nimmt die Digitalisierungspotenziale der Handlungsfelder in den Fokus

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Schematische Darstellung der Integration von Digitalisierung in die SWOT-Analyse  © Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr

Ziel der integrierten SWOT-Analyse ist es, die Digitalisierungspotenziale der verschiedenen Handlungsfelder zu erfassen und zu bewerten. Sind aktuelle räumliche Entwicklungs- und Handlungskonzepte vorhanden, werden deren Analyseergebnisse in die integrierte SWOT-Analyse übernommen und um eine Digitalisierungsperspektive erweitert. Digitalisierung wird hier nicht mehr nur als eigenes Handlungsfeld, sondern auch als Querschnittsthema zu den anderen Handlungsfeldern betrachtet. Es geht darum, digitale Technologien, Tools und Infrastrukturen als Instrument zur Weiterentwicklung und Vernetzung der Handlungsfelder zu verstehen. Die Fragestellungen zur Erfassung der SWOT-Felder sind in der integrierten SWOT-Analyse daher auf das Themenfeld Digitalisierung ausgerichtet zu formulieren.

Beispielfragen für die integrierte SWOT-Analyse mit Fokus auf Digitalisierung:

  • Stärken: Was macht die Entwicklung des Bezugsraums in Bezug auf Digitalisierung einzigartig?
  • Schwächen: Was könnte die Gemeinde, der Gemeindeverbund bzw. das Quartier bei der räumlichen Entwicklung im Bereich der Digitalisierung verbessern?
  • Chancen: Gibt es neue politische/technologische Voraussetzungen (z. B. Förderpolitik oder technische Innovationen), die bei der Planung berücksichtigt werden können?
  • Risiken: Vor welchen Herausforderungen steht die Gemeinde, der Gemeindeverbund bzw. das Quartier bei der räumlichen Entwicklung im Bereich Digitalisierung?

Praxisbeispiel: Klar strukturierte SWOT-Analyse im IDEK Nürnberg-Lichtenreuth

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Vorgehen der SWOT-Analyse  © Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr

Die Durchführung einer SWOT-Analyse für ein Quartier, dass sich in der Planung befindet, ist eine herausfordernde Aufgabe, für die in Nürnberg-Lichtenreuth eine gute Lösung gefunden wurde. Die Schwächen- und Stärken-Profile wurden genutzt, um eine Zwischenevaluation der bisherigen Planungsschritte durchzuführen und die Zusammenarbeit der an der Quartiersplanung beteiligten Akteure zu bewerten. Der Prozessschritt wurde in die Analyse der einzelnen Handlungsfelder und in eine übergreifende SWOT-Analyse eingeteilt. Daraus wurden übergeordnete Handlungsbedarfe abgeleitet, die als Wegbereiter für die Leitbilderstellung dienen.

Praxisbeispiel: Ein neues Analyseinstrument „IKT-Radar“ in Regensburg

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Darstellung der Ergebnisse des IKT-Radars (0 – nicht vorhanden/bekannt, 1 – Grundvoraussetzungen geschaffen, 2 – in der Umsetzung, 3 – realisiert und kontinuierlich optimiert)  © Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr

Neben der klassischen SWOT-Analyse für jedes Handlungsfeld wurde in Regensburg ein Internet- und Kommunikationstechnologie (IKT)-Radar als neues Werkzeug genutzt, um das Handlungsfeld Digitalisierung zu bewerten. Dafür wurden Gruppeninterviews durchgeführt, deren Ergebnisse anhand der sechs Dimensionen A) IKT-Infrastruktur und Nutzung, B) Datenstrukturen, Datennutzung und Datensicherheit, C) Organisationsstruktur und Beteiligung, D) Digitalisierungskultur, E) IKT-Kompetenzen und Fachkräfte sowie F) Geschäfts- und Umsetzungsprozesse sowie Finanzierung bewertet und eingeordnet wurden. Um die Lücken und Entwicklungsmöglichkeiten für das Handlungsfeld aufzuzeigen, wurden die Bewertungen in Form von Spinnendiagrammen aufbereitet.